Hoher Ifen | 2.230m | © Kleinwalsertal Tourismus eGen

23. Jun. 2021 · Natur hautnah | Sommeraktivitäten

Perlen des Kleinwalsertals - Das Europaschutzgebiet Ifen-Gottesacker

Fährt man über die Talstraße ins Kleinwalsertal, fällt er direkt ins Auge: Der Hohe Ifen. Durch seine außergewöhnliche Form ist er einer der markantesten Gipfel der Walser Bergwelt.

Ifen Gipfel | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Steffen Berschin

Außergewöhnlicher Gipfel

Mit seinen 2.230 Metern und seinem auffallenden Plateau thront der Hohe Ifen über dem Kleinwalsertal. Nicht nur sein Anblick ist beindruckend – seine einzigartige Vegetation und Geologie machen den Ifen und das angrenzende Gottesackerplateau zu einem Europaschutzgebiet (Natura-2000-Gebiet). Das 4.916 ha große Naturschutzgebiet verteilt sich grenzübergreifend etwa gleichermaßen auf deutscher und österreichischer Seite. Aufgrund seiner Ursprünglichkeit und besonderen Vegetation zählt das Gebiet Ifen-Gottesacker zu einer der bedeutendsten Karstlandschaften Vorarlbergs.

Gottesackerplateau | © Kleinwalsertal Tourismus eGen

Was eine Karstlandschaft ist, fragen Sie sich nun? Kurz gesagt handelt es sich um lösungsverwittertes Carbonatgestein durch Wasser. Ja, das klingt etwas kompliziert… versuchen wir es mal bildlich zu beschreiben: Durch die Verwitterung (Verkarstung) der Schrattenkalk-Oberfläche des Gottesackerplateaus entstehen Risse und Spalten im Gestein. Dringt Wasser durch diese Risse in das Kalkgestein ein, löst es auch im Inneren den Kalk und es können sich unterirdische Höhlen und Tunnelsysteme bilden. Eigentlich ganz simpel, oder? 

Diese Höhlensysteme verschlucken nicht nur ganze Bäche, wie den Schwarzwasserbach, der teils unterirdisch nach Riezlern fließt, sie sind zudem Lebensraum gefährdeter Tierarten. Insbesondere im Winter bieten sie Schutz für Fledermäuse und Vögel.

Der Gottesacker

Nördlich des Ifengipfels bietet das 10 km² große Gottesackerplateau ein bizarres, aber grandioses Bild. Auf den ersten Blick sehen Sie wenig – eine öde Gegend, geprägt von rissiger Gesteinsoberfläche. Bei genauerem Hinsehen erkennen Sie aber, dass sich in den Rissen und Karren Feuchtigkeit und eingewehte Samen sammeln, aus denen sich eine einzigartige Alpenflora entwickelt. Pflanzen wie der seltene ungarische Enzian, rot leuchtende Alpenrosen oder der Schweizer Mannsschild heben sich dabei farbenfroh von den grauen Kalkfelsen ab. Wer nun noch genauer hinsehen und mehr die Besonderheiten des Plateaus erfahren möchte, schließt sich der geführten Tour am Gottesackerplateu an.

Das Schwarzwassertal

Auf der anderen Seite des Ifengipfels, in Richtung des Schwarzwassertals, finden Sie weitere Schutzgüter des Natura-2000-Gebietes. Das Landschaftsbild ist geprägt von alpinen Kalkrasen, Streuwiesen (sogenannten „Urwiesen“) und montanen Fichtenwäldern. Durch das schnell abrinnende Wasser, dass sich in tieferen Lagen sammelt, sind auch Moore keine Seltenheit im Ifen-Gottesacker-Gebiet. Die unterschiedlichen Lebensräume bieten Nährboden für eine Vielzahl an seltenen Pflanzen und Tieren. Verschiedene Specht- und Eulenarten, majestätische Steinadler, Reptilien aber auch kleinere Bewohner wie der Goldene Schneckenfalter oder die Kreuzotter sind rund um den Ifen zu finden. Es lohnt sich also, die Augen offen zu halten! ?

Gottesacker Plateau im Sommer | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Steffen Berschin

Smart in der Natur

Die Liste an bemerkenswerter Flora und Fauna im Europaschutzgebiet Ifen Gottesacker ist also lang, das wissen wir nun. Ganz nach dem Motto „Natur bewusst erleben“ möchte ich Ihnen abschließend ein paar Tipps für Ihre nächste Wanderung im Ifen-Gebiet mitgeben – damit jene Liste noch lange so umfangreich bleibt.

  • Pflanzen und Pflanzenteile bitte da belassen, wo sie hingehören – in der Natur!
  • Mit einem Fernglas lassen sich Naturbeobachtungen einer ungestörten Tier- und Pflanzenwelt am besten machen
  • Ruhig verhalten, um Vögel und andere Tiere nicht zu beunruhigen
  • Hunde bleiben angeleint
  • Abfälle jeglicher Art mitnehmen und in der Unterkunft entsorgen
  • Auf Wegen und markierten Pfaden bleiben
  • Keine Drohnenaufnahmen
  • Biwakieren und Campieren ist im gesamten Europaschutzgebiet nicht gestattet

Sie haben nun selbst Lust bekommen sich dieses Naturschauspiel anzusehen? Geübte Wanderer erkunden das Gebiet auf zweierlei Touren - über das Gottesackerplateau oder zum Ifen mit Abstieg über die Schwarzwasserhütte. Der Naturpfad zur Ifenhütte ist auch für gemütliche Runden geeignet und bietet einen großartigen Ausblick auf das gesamte Gebiet. Vergessen Sie nicht die Brotzeit auf der Ifenhütte mit einzuplanen. ? 

Hinweis: Ab einer Höhenlage von rund 1900 Metern (betrifft auch Gottesackerplateau und Ifen) ist derzeit noch mit Schneefeldern zu rechnen. Bitte beachten Sie, dass somit Markierungen, Beschilderungen und Sicherungen nicht sichtbar bzw. nicht vorhanden sind.

Blühgarten | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Louisa Hieke

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